Lettland – von Nica bis Riga

Sonnenuntergang am Kap Kolka-2

Der Grenzübergang von Litauen nach Lettland war recht unspektakulär. Ein kleines Häuschen, keine Schranken und auch keine Beamten. Einfach rüber fahren und dann ist man schon im schönen Lettland.

Nica – Die höchste Düne in Lettland

Wir sind noch ca. 1h zu unserem Übernachtungsplatz gefahren. Der war in der Nähe von Nica in einem Naturschutzpark. Es war ein ganz normaler Waldparkplatz, der von Einwohnern zum Gassi laufen genutzt wird. Wir hatten noch Zeit, da es noch recht früh war und so sind wir erstmal laufen gegangen. Hier gibt es die höchste Düne Lettlands und die sind wir dann auch hoch gelaufen, mitten im Wald.

Höchste Düne Lettlands
Ausblick von der Düne

An dem Tag war es auch nicht so windig und das Meer, was nicht ganz so weit entfernt war, hörte man nicht rauschen. Aber man hat von hier oben einen schönen Blick über den Wald bis zum Meer. Zum Meer sind wir natürlich auch gelaufen. Die Düne runter, noch ein Stück durch den Wald und dann – wir haben nicht schlecht gestaunt. Ein riesiges Anwesen mit großem Haus direkt hinter den Dünen, danach kommt nur noch der Strand und das Meer. Wahnsinn und mal wieder super gepflegt, kein Grashalm zu lang.

Gepflegte Grundstücke in Lettland
Gepflegte Grundstücke egal wo man in Lettland ist… 😀

Der Strand war nur ein paar Meter entfernt. Sebastian hat noch ein paar Fotos gemacht und ich habe mit Schreck festgestellt, dass ich die Leine oben auf der Düne vergessen hatte. Also nicht die bequeme Zufahrt zurück laufen, sondern wieder die Düne hoch bis zur Bank. Die Leine lag da auch noch, keiner hatte sie mitgenommen. Nachdem wir eine gute Nacht verbracht haben, fahren wir weiter zu den Northern Forts. Die Nacht war übrigens sehr kühl, es hat auf 14° draußen abgekühlt und im Bus hatten war gerade mal 16°. Tagsüber ist es schön und auch recht warm, nachts kühlt es doch wirklich gut ab.

Melli und Finja am Strand
Strand soweit das Auge reicht

Northern Forts – Ein interessanter Lost Place an der See

Auch hier wieder in Lettland Natur, Natur, Natur. Ein Feld nach dem anderen, Wälder über Wälder und nur ein paar kleine Häuser zwischendurch. Die sehen zum Teil so aus, als wenn sie nicht mehr lange brauchten, um zusammen zu fallen. Aber überall ist es richtig gepflegt. Die scheinen Rasenmähen als Hobby zu haben.

Als wir auf die Straße Richtung Northern Forts gebogen sind, war dies eine Schotterpiste. Bisher konnten wir sie gekonnt vermeiden, aber das ist wohl jetzt vorbei. Das Fort zieht sich die komplette Straße bis hoch zum Parkplatz am Strand entlang. Die Anlage am Strand zieht sich sehr weit links runter und man sieht, dass sich die Natur alles zurückholt. Jedes mögliche Haus oder auch Verteidigungsanlage ist gebrochen und fällt ins Meer ab.

Das Fort wurde als eigenes, russisches militärisches Stadtteil von Liepaja Anfang des 20. Jh. auf Geheiß von Zar Alexander III. gebaut. Ein paar Jahre später, 1914, wurde das Fort aufgegeben und seitdem wird alles von den Wellen abgetragen.

Ventspils – Ein Freilichtmuseum mit Charme

Auf dem Weg nach Ventspils zum Freilichtmuseum haben wir ordentlich Schotterpiste hinter uns, ca. 8km. Richtig Waschbrett Schotterpiste, wo man überwiegend nur maximal 15 kmh fahren konnte, weil man sonst weggerutscht wäre. Ziemlich anstrengend.

Am Freilichtmuseum angekommen waren wir überrascht, dass es ein sehr kleines war. Es ist Mitte des 20. Jh. entstanden und der Fischerei gewidmet. Hier kann man die Entwicklung der Fischerei sehen. Es sind viele Häuser aus dem 19. Jahrhundert, verschiedene Boote und Anker ausgestellt. Die Häuser und die Mühle kommen alle aus Ventspils oder Umgebung. Die meisten sind dann in den sechziger, siebziger Jahren ins Museum gekommen und wurden wieder aufgebaut.

Windmühle
Die Windmühle ist eine der ältesten Gebäude in dem Freilichtmuseum

Ein Highlight ist die Dampflokomotive, die vom Freilichtmuseum einen kleinen Teil um den Stadtteil von Ventspils fährt. Die Lokomotive ist noch in den 60er Jahren zwischen den Fischerdörfern gefahren.

Kap Kolka – Strand, Pinienwald und traumhafte Sonnenuntergänge

Die Überlegung, wo wir übernachten und mindestens 2 Tage mal stehen, hat sich dann schnell erledigt. Das Meer „ruft“ und so haben wir uns noch eine ordentliche Fahrstrecke bis zum Kap Kolka vorgenommen. Die Strecke bis dahin war sehr einsam, kein Auto vor oder hinter uns über mehrere Kilometer. Spät angekommen haben wir erstmal was gegessen und sind dann zum Sonnenuntergang an den Strand gegangen. Der Platz selber ist auch wieder ein öffentlicher Parkplatz, den aber doch viele Camper zum Übernachten nutzen.

Nachdem wir uns abends einen spektakulären Sonnenuntergang am Meer angeschaut haben, haben wir eine sehr gute Nacht verbracht und lange geschlafen. Übrigens konnten wir abends ein Fotoshooting der nackten Tatsachen im und am Wasser beobachten. Nach dem Kaffee laufen wir zum Kap Kolka und schauen uns das mal an und laufen am Strand zurück zum Platz. Hier am Strand findet man wieder ganz viele Muscheln und kaum noch Steine. Der Wind ist ablandig und es kommen einige Sandbänke aus dem Wasser raus. Hier sieht man mal wieder, wie flach das Wasser ist und wie weit man rein laufen kann.

Auf der anderen Seite vom Kap sind einige Bäume auf den Strand gestürzt. Man sieht teilweise auch richtig die Abbruchkanten an den Seiten. Da es Nationalpark ist, bleibt natürlich auch alles so liegen. Am Kap trifft sich die Ostsee mit dem Rigaischern Meeresbusen. Der Leuchtturm von Kap Kolka ist mitten im Meer und in gerader Linie zum Kap auf einer künstlich angelegten Sandbank. Seit Mitte der 70er Jahre ist er auch automatisiert.

Leuchtturm in der Goldenen Stunde
Leuchtturm in der goldenen Stunde

Zurück am Bus haben wir erstmal gearbeitet. Abends wieder zum Strand und Sonnenuntergang beobachtet. Es sieht einfach einmalig aus. Um 22:00 Uhr Ortszeit sind doch tatsächlich noch Leute zum schwimmen ins Wasser gegangen. Auch ist der Strand gut gefüllt und alle schauen sich den Sonnenuntergang an. Der Sonnenuntergang war wieder richtig schön und toll, diesmal waren keine Wolken am Himmel. Am nächsten Mittag sind wir am Strand 2 km nach links gelaufen, weil es von unserem Standpunkt so aussah, als wenn dort auf dem Strand ein Schiffswrack liegen würde. Doch dort angekommen stellte sich heraus, dass es drei kleine Fischerboote waren, die so nah beieinander lagen, dass es von weitem wie ein Schiff aussah.

Wir sind parallel zum Strand durchs Wasser gelaufen und haben mal geschaut, wie weit Finja ins Wasser kommt. Sie hat etwas gebraucht, bis sie dann ins Wasser kam, aber sie ist fast bis zum Hals im Wasser gewesen. Das einzige, was ihr nicht so gut gefiel, waren die kleinen Wellen. Vor den Wellen hatte Finja richtig Respekt und wenn dann eine ankam, ist sie schnell raus gesprungen. Aber mit ein bisschen Mühe und Vertrauen ist sie dann ins Wasser gekommen und auch ein Stückchen weit mit im Wasser gelaufen.

Dabas Nationalpark

Nachdem wir zwei volle Tage und drei Nächte am Kap Kolka gestanden haben, sind wir nun weitergefahren zum Dabas Nationalpark. Die zwei Tage haben wir genossen mit Sonnenuntergängen und Strandspaziergänge, haben aber auch an unserer Homepage gearbeitet und den Bus mal wieder sauber gemacht. Nun laufen wir gleich nach unserer Mittagspause durch den Nationalpark und werden dann später bis nach Riga weiterfahren.

Es ist mal wieder schön und abwechslungsreich, durch einen Wald zu laufen. Im Nationalpark sind wir erst einmal Richtung Aussichtspunkt gelaufen und kurz vorher gibt es einen Wildorchideenpfad. Allerdings gibt es nur wenige wilde Orchideen zu sehen. Es ist ein schmaler, kleiner Waldpfad, der zwischendurch mit Planken ausgelegt ist, über die man laufen muss. Die wilden Orchideen sind sehr schwach gesät. Man sieht kaum welche und für diesen langen Weg die Mückenplage auf sich zu nehmen, ist vielleicht keine gute Idee gewesen.

Schilfwege im Nationalpark
Mückenlastige Wege durch den Wald im Nationalpark

Nachdem wir das Gefühl haben, dass wir uns immer weiter von dem Aussichtspunkt entfernen, wo wir eigentlich auch noch hin wollten, haben wir einfach umgedreht. Den gleichen Weg zurück und Basti ist mal wieder total zerstochen. Hier bei dem Aussichtspunkt sind freilaufende Pferde und freilaufende Kühe anzutreffen. Ich bin dann mit Finja etwas weiter vorne geblieben wegen den freilaufenden Pferden und Kühen. Wir wissen ja nicht, inwieweit die Tiere daran gewöhnt sind, dass ein Hund kommt und wie die dann reagieren. Basti ist dann zum Aussichtspunkt gelaufen und hat einige Fotos gemacht.

Gib mir was zu Essen

Riga – Eine Hauptstadt zwischen Weltkulturerbe und Moderne

Wir sind weiter nach Riga gefahren. Auf dem City Camp in Riga hat uns eine liebe Bekannte, die wir unterwegs kennengelernt haben und schon mehrfach getroffen haben, einen Platz frei gehalten. Da es schon später am Abend war, haben wir nichts mehr unternommen. Am nächsten Tag sind wir etwas früher aufgestanden und haben zu dritt um 10:00 Uhr in der Stadt eine Free Walking Tour mitgemacht. Die war sehr interessant und der junge Student hat auch sehr viel zu erzählen gehabt; geschichtlich über Riga oder über Gebäude. Die Tour ging gute anderthalb Stunden.

Riga wurde 1997 zum Weltkulturerbe erklärt, da sie noch viele Gebäude im Jugendstil in der Neustadt erhalten hat sowie viele Holzbauweisen aus dem 19. Jh. in der Altstadt. Am zentralen Marktplatz der Altstadt findet man das Rathaus und das Schwarzhäupterhaus, welches im Mittelalter den Kaufleuten als Versammlungsort diente. An dem Schwarzhäupterhaus findet man folgende 4 Stadtwappen: Riga, Bremen, Hamburg und Lübeck; alles Hansestädte, die gemeinsame Handelswege hatten. Auch findet man in der Stadt die Bremer Stadtmusikanten.

Nicht weit entfernt findet man einen großen Platz mit der Milda, ein Freiheitsdenkmal aus den 30er Jahren. Es symbolisiert die Freiheit und Unabhängigkeit Lettlands. Riga hat auch einen großen Obst und Gemüsemarkt sowie 5 große Markthallen. Diese haben das ganze Jahr 7 Tage geöffnet und sind sehr gut besucht. Die Markthallen stammen aus der Zeit von Zeppelin, der sie damals für den Bau von Luftschiffen erbaut und genutzt hat. Dann gibt es noch die drei Brüder. Das sind drei Häuser nebeneinander, die aus unterschiedlichen Zeiten im Mittelalter stammen, was man an der Bauweise erkennen kann.

Nach der Tour sind wir drei dann etwas essen gegangen. Das Essen war auch sehr lecker, es war wie eine Kantine und auch sehr günstig. Danach sind wir noch weiter zu den Markthallen gelaufen. Da es aber an dem Tag sehr warm war, haben wir es da nicht so lange ausgehalten und sind zum Platz zurück gefahren. Früh zurück hatte ich dann noch die Zeit, 2 Maschinen Wäsche zu waschen und in der Sonne zu trocknen.

Nach einer etwas musikalisch unruhigen Nacht haben wir uns dann auf den Weg Richtung Estland gemacht. Erst wollten wir uns noch das Freilichtmuseum in Riga anschauen, aber wir hatten mittags um 12:15 Uhr Ortszeit schon 26° und haben uns dann dagegen entschieden. Das war uns dann doch etwas zu warm, da auch kein Lüftchen ging. Allerdings haben wir uns auf dem Weg nach Estland noch die weiße Düne angesehen. Der Weg dorthin war mit Holztreppen und -pfaden sehr schön angelegt.

Mehr Bilder findet ihr in der Fotogalerie von Lettland.

Unser Fazit zu Lettland:

Lettland kann mit seinen wunderbaren riesigen Pinienwäldern, den unendlichen langen Wanderwegen und den weiten Ostseestränden bei uns punkten. Die Ostsee ist meist flach im Uferbereich. Also ideal zum Wassertreten, SUPen oder anderen Wassersportarten. Empfehlen können wir in Riga die Free Walking Tour die viele wissenswerte Details über die Geschichte und dem deutschen Hintergrund verrät.

Allgemeine Reisetipps:

  • Top Orte in Lettland: Hauptstadt Riga, Ort Ventspils, Ort Liepaja, Nationalpark Slitere
  • Währung: Euro
  • Hauptstadt: Riga
  • Sprache: Lettisch. Mit Englisch kommt man hier in der Regel gut weiter.
  • Internet: Hervorragend ausgebautes Netz. In der Regel ist überall 4G in einer guten Geschwindigkeit verfügbar.

Tipps für das Reisen mit Wohnmobil oder Auto:

  • Fahren: Es gilt in Lettland eine 24 Stunden Lichtpflicht. Nicht vergessen, sonst wird es teuer! Die Promillegrenze liegt bei 0,5%. Es gibt einige moderne feste Blitzer.
  • Tanken: Diesel oder Benzin ist grundsätzlich etwas günstiger als in Deutschland. Auf der ADAC Homepage könnt ihr einen ungefähren Wert pro Liter, Land und Währung erfahren.
  • Stellplätze / Campingplätze: Ihr werdet bei Park4Night für Stellplätze und Camping.Info für Campingplätze schnell fündig. Kostenlose Stellplätze bzw. wo ihr über Nacht kostenlos stehen könnt, gibt es an der Küste viele. Die Parkplätze sind super gepflegt und sauber. Auf den meisten Plätzen findet ihr einen großen Müllcontainer und eine Toilette. Bitte hinterlasst die Plätze auch so, wie ihr sie vorgefunden habt.
  • Reisen mit Hund: Es sind EU Heimtierpass mit gültiger Tollwut Impfung und ein Chip erforderlich. Wenn ihr von Lettland aus nach Estland weiter fahren wollt, gelten die vorher genannten Bedingungen.
  • Einkaufen: Die großen Supermärkte haben Montag bis Sonntag von 9 bis 22 Uhr geöffnet. Kleinere Läden auf dem Land sind grundsätzlich ebenfalls jeden Tag geöffnet, aber die Öffnungszeiten können hier stark variieren.