Norwegen Teil 14 – von Sognefjellsvegen bis Briksdals Gletscher

Stellplatz am Briksdalsbre Gletscher

Die Kuhherde war schon ein besonderes Erlebnis. Kühe in freier Natur hatten wir bei unseren Wanderungen schon öfter mal erlebt. Aber das sie so um den Eisbären getobt haben, war etwas neues für uns. Es war uns zwar bekannt, dass es in Norwegen Bereiche mit freilaufenden Kühen gibt, aber es zu erleben ist doch was anderes. Der Eisbär ist unser Zuhause, umso größer ist die Sorge, dass etwas dran kommt. Ich habe richtig Panik geschoben, als sie an dem Bus vorbei rannten, sich an ihm schubbelten und vor ihm kämpften. Bitte nur keine Beule, dachte ich. Es ist nochmal gut gegangen, aber so eine Herde brauche ich nicht nochmal.

Sognefjellsvegen – höchste Passstraße Nordeuropas

Nach dem Suppenkochen sind wir die Passstraße weiter gefahren. Das Wetter war super und wir hofften auf schöne Aussicht und tolle Bilder. Und was soll ich sagen, es war einfach nur ein Traum! Wir haben oft angehalten, um Bilder zu machen, die Aussicht war einfach nur klasse.

Das Tal vom Nufshaug

Der Sognefjellsvegen hat eine Länge von ca. 110Km und der höchste Punkt liegt bei ca. 1450 üNN. Sie war früher eine Verbindung zwischen der Küste und dem Inland, um Waren zu transportieren. Die Straße ist während der Winterzeit gesperrt, da die Schneemassen nicht bewältigt werden können. Ab Mai ist sie wieder offen und nicht selten hat man da noch 10 Meter hohe Schneewände.

Auf dem Sognefjellsvegen
Auf dem Sognefjellsvegen

Rundherum sind die Bergspitzen mit etwas Schnee bedeckt und einem Gletscher waren wir bisher auch noch nicht so nah. An einem Gletschersee haben wir etwas Pause gemacht und Basti hat Fotos gemacht sowie die Drohne fliegen lassen. Am höchsten Punkt gab es noch eine Steinskulptur, die aussah wie ein Fenster. Das „Fenster“ zeigte auf den Gletscher.

Der Gletscher am Veslfellet

Hier gab es ein Wanderschild mit einem Rundweg. Da es aber nicht mehr ganz so früh war, sind wir ihn nicht gelaufen. Auch sind überall Steintürmchen, die hier als Wegweiser stehen. Sie zeigen die alte Handelsroute an und mit Schildern wird gebeten, keine neuen Türmchen zu bauen, damit die Wanderer die Orientierung behalten.

Alte Wegmakierung durch die Berge
Alte Wegmakierung durch die Berge

Auf der anderen Straßenseite vom „Fenster“ gibt es noch ein Denkmal. Hier sind größere Steine im Kreis aufgebaut. Die Geschichte dahinter: jeder Stein steht für einen verstorbenen Einwohner. Sie haben sich mit mehreren zu Pferd auf den Weg gemacht, für ihr Dorf Nahrung zu besorgen, da es Hunger litt. Es war im Winter und alle sind erfroren. Wenn man so eine Geschichte liest, wird einem schon anders. Dahinter ging eine Straße in die Berge hoch und unsere App gab an, dass es dort Übernachtungsplätze gibt. Wir sind dann ein bisschen rein gelaufen, um uns umzuschauen. Allerdings waren die guten Plätze schon vergeben. Aber Schneebilder mit Finja konnten wir machen.

Schnee am Sognetjfellet im Sommer

Danach sind wir den Pass wieder runter gefahren, haben immer mal wieder für Bilder angehalten. An einem Aussichtspunkt erzählten uns 2 Schweizer, dass der gegenüberliegende Pass auch sehr toll sein soll. Aber ein Blick auf die Uhr und die Temperaturanzeige für die Nacht hielt uns davon ab, den Pass noch zu befahren. So sind wir nur an den Sognefjord runter gefahren und haben uns da direkt an dem Fjord in einer Nische hingestellt. Das Erlebte musste erstmal verarbeitet werden.

Stellplatz Lustrafjord
Stellplatz Lustrafjord

https://www.nasjonaleturistveger.no/de/routen/sognefjellet

Gaularfjellsvegen und Likholefossen – Passstraße und Wasserfall

Die Nacht haben wir ganz gut geschlafen. Unser Plan war eigentlich, an der Küste entlang und dann hoch nach Förde zu fahren, um Gas aufzufüllen. Kurzerhand haben wir uns anders entschieden, da wir noch eine weitere Passstraße entdeckt haben. Allerdings mussten wir vorher noch Wasser auffüllen und so sind wir bis Balestrand gefahren. Dort hat die Gemeinde freies Wasser zur Verfügung. Nachdem wir aufgetankt hatten, sind wir Richtung Gaularfjellsvegen gefahren.

Die Fähre am Lustrafjord-2

Und wieder ging es Serpentinen hinauf, einfach nur toll. Diesmal konnte ich auch besser erkennen, wenn ein Auto runter kam und somit dann an den Kurven anhalten bzw langsam fahren. Das Wetter wieder super sonnig und somit schöne Aussichten. Oben gab es dann eine Aussichtsplattform, die verschiedene Höhenpunkte hatte. Hier pfiff der Wind ganz ordentlich zwischen den Bergen durch.

Aussichtsplattform Gaularfjellet-2-2
Aussichtsplattform Gaularfjellet

Der Bau der Passtrasse wurde im Mai 1937 begonnen; die Arbeiter waren froh, überhaupt eine Arbeit zu haben, obwohl diese sehr hart und gefährlich war. Ihr Arbeitstag betrug 8,5h und endete Samstag Mittag. Sie hatten nur 2 Essenspausen, währenddessen aber kein Dach über dem Kopf, geschweige trockene Kleidung. Ihr Lohn war 1 Krone die Stunde, später dann 1,50 Kronen. Die Straße wurde im Dezember 1938 fertig und war nur ein einfacher Schotterweg. Schon sehr interessant, so etwas zu lesen.

Aussicht Gaularfjellet
Aussicht Gaularfjellet

Erst hatten wir überlegt, auf einem Campingplatz zu übernachten, da ich waschen müsste. Da es doch schon später war, haben wir vorher noch angehalten. Auf dem Parkplatz des

Likholefossen kann man auch übernachten und so sind wir erstmal dort laufen gewesen. Über dem Wasserfall ging eine Brücke, die sehr schmal war und ganz leicht geschwungen hat. Finja hat sich nicht getraut, dort alleine drüber zu laufen. So hab ich sie dann getragen und auf der anderen Seite sind wir dann ein Stück am Wasserlauf runter gegangen, um Bilder zu machen. Allerdings konnte man nicht den kompletten Wasserfall fotografieren und auf der anderen Seite sahen wir dann eine kleine Ruine.

Der Likholefossen

Zurück und runter konnte man von den großen Felsen den Wasserfall richtig gut fotografieren. Es war echt nur schön. Der Himmel zog sich langsam zu, es wurde wolkig und frisch. Den Abend haben wir ausklingen, die Eindrücke der letzten Tage sacken lassen und haben dann eine gute Nacht verbracht.

Byrkjelo – Campingplatz zum Waschen

Am nächsten Tag ging es weiter nach Förde. Dort haben wir Gasflaschen getauscht, sie hatten tatsächlich deutsche Flaschen. Eigentlich wollte Basti sie nur auffüllen lassen, aber dafür hätte ein ausgebildeter Mitarbeiter vor Ort sein müssen. Wir hatten unseren Plan, Richtung Bergen zu fahren, mal wieder umgeworfen und sind Richtung Jostedalsbreenen Nationalpark gefahren. Bei Byrkjelo haben wir dann Halt gemacht und uns für 2 Nächte auf den Campingplatz gestellt.

Eisbär am Jolstravatnet

Wir müssen waschen und das Auto mal wieder innen putzen. Als wir dort ankamen war die Waschmaschine schon im Gebrauch, aber gegen Abend konnte ich noch eine Maschine waschen. In dem Küchenraum gab es auch einen Kühlschrank mit Gefrierfach. Das haben wir sofort ausgenutzt, da unser Gefrierfach total vereist war. Also Auto geputzt, Kühlschrank abgetaut und Wäsche gewaschen. Der Trockner war etwas merkwürdig, aber er funktionierte und so hat alles geklappt, was wir vorhatten.

Der Campingplatz lag super schön an einem See und das Wetter hat auch mitgespielt. Es war zwar etwas frisch, aber dafür trocken und die Sonne kam zwischendurch raus.

Regenbogen am Jolstravatnet
Zwischen Sonne und Regenwolken gab es am Joltravatnet einen tollen Regenbogen

Kjenndals Gletscher und Briksdals Gletscher – kleine Wanderung und Übernachtungsplatz

Es ging weiter am Innvikfjorden entlang Richtung Jostedalsbreenen Nationalpark. Wir fuhren in eine Sackgassenstraße Richtung Kjenndalsgletscher. Alleine die Strecke am Lovatnet See entlang war schon toll. Am Ende der Sackgasse angekommen war dort ein großer Parkplatz. Unsere vorherige Überlegung war, dort zu übernachten. Aber als wir ausstiegen und merkten, wie kalt es hier war, haben wir uns anders entschieden.

Der Lovatnet See
Der Lovatnet See

Doch erstmal sind wir Richtung Gletscher gelaufen. Es ging hauptsächlich über Stein und war etwas anstrengend. Mal wieder keine Beschilderung, dafür aber Warnschilder wegen Steinschlag, Überflutung usw. Wir sind so nah es ging an den Gletscher ran und es war beeindruckend. Auf allen Seiten der Berge gingen noch Wasserfälle runter und es war eine ziemlich laute Geräuschkulisse. Der Fluss führte wenig Wasser, es war ja Sommer.

Kjenndalsbreen
Der Kjenndalsbreen Gletscher

Zurück am Bus schauten wir nochmal auf das Thermometer, um vielleicht doch zu bleiben. Aber um 17 Uhr hatten wir gerade mal 11°C und es ging ein kalter Wind. Also sind wir wieder gefahren und haben uns einen anderen Übernachtungsort ausgesucht. So sind wir dann Richtung Briksdalsgletscher gefahren. Dort haben wir an dem Oldevatnet See neben einem Tunnel gestanden. Allerdings ist dieser Platz kein Geheimtipp, da an der ganzen Straßenseite Wohnmobile standen.

Der Briksdals Gletscher
Der Briksdals Gletscher

Von unserem Platz aus hatte man einen Blick über den türkisfarbenen See bis zum Gletscher. Es sah richtig toll aus. Aber so schön auch das türkisfarbene Wasser ist, umso trauriger ist es. Es heißt, je deutlicher die Farbe hervor kommt, umso mehr Sedimente sind in dem Wasser. Eine Folge der Gletscherschmelze. Für uns war der Gletscherblick sehr beeindruckend. Aber gegen Abend parkte ein deutsches Auto hinter uns und Basti unterhielt sich mit der Beifahrerin. Diese erzählte ihm dann, dass sie vor 16 Jahren schon mal hier war und sie bei dem jetzigen Anblick des Gletschers nur Tränen in den Augen hat. Dieser ist in den 16 Jahren auf ein fünftel zurück geschmolzen. Wenn man das hört, wird einem schon anders.

Am Briksdalsbre Gletscher
Am Briksdalsbre Gletscher

Den nächsten Morgen haben wir es dann gemütlich angehen lassen und sind auch spät weiter gefahren.

Weitere Bilder findet ihr in der Fotogalerie Norwegen.