Schweden Teil 14 – von Gällivare bis Stora Sjöfallet Nationalpark

Gletscher Ritsem

Die Landschaft in Schweden ist ein Traum. Man hat viel zu sehen mit den ganzen unterschiedlichen Gegebenheiten. Allerdings hat man hier nach dem Winter direkt mit Mücken zu kämpfen. Wir sind Anfang Juni aus dem Inland an die Küste deswegen geflohen. Aber die schlimmste Erfahrung hatten wir am Polcirkeln in Juoksengi. Das war wirklich die Hölle, weil die überall waren und jede noch so kleine Ritze in den Bus fanden. An Schlaf war nicht großartig zu denken und so haben wir uns dann auf den Weg in die Berge gemacht. Man mag es kaum glauben, aber wir sind schon 8 Wochen unterwegs und sind auch nicht weit von Norwegen entfernt. Vielleicht haben wir Glück und können Anfang Juli rüber fahren.

Gällivare – See mit Ausblick auf kleine Berge

Nach der schrecklichen Nacht mit den Mücken sind wir ziemlich früh los gefahren Richtung Berge. Das hieß für uns „Kilometer schrubben“. Die Strecke war wirklich toll, sehr einsam, hin und wieder mal ein Rentier, um die Touristen zu begeistern. Da wir total übermüdet sind, haben wir uns mit dem Fahren Zeit gelassen und öfter abgewechselt.

Der Weg nach Gällivare
Der Weg nach Gällivare

Da der Toilettendeckel zerbrochen ist, haben wir uns einen Ort mit einem Baumarkt ausgesucht. Der nächste war dann in Gällivare und da Sonntag war, mussten wir eh bis zum nächsten Tag warten. Wir haben einen schönen Übernachtungsplatz gefunden, der an einem Badesee war. Da es windig war, hatten wir hier nicht so viele Mücken.

Die ersten Berge in Gällivare
Die ersten Berge in Gällivare

Der Ausblick über den See war auch toll. Man hatte einen Blick auf die kleineren Berge, welche auch Skilifte haben. Allerdings fährt im Sommer keine Gondel hoch, sonst hätten wir uns das ganze mal von oben ansehen können. Auf dem See ist auch noch ein „Parkplatz“ für 2 Wasserflugzeuge. Eins ist an beiden Tagen, die wir da waren, gestartet. Das war schon super interessant anzusehen.

Wasserflugzeuge in Gällivare
Wasserflugzeuge in Gällivare

Leider hatte Basti am 1. Tag die Kamera nicht zur Hand und am 2. Tag hat er geschlafen und ich war nicht schnell genug mit dem Handy. Es waren zwar Mücken am und um den See, aber bei weitem nicht die Masse. Und wenn sich mal eine in den Bus verirrt hat, haben wir sie von draußen mit rein gebracht.

Am nächsten Tag sind wir dann zum Laden gefahren und Basti hat einen neuen Toilettensitz gekauft. Zurück am See hat er ihn auch direkt eingebaut und er passt farblich wirklich gut zu unserem Bad. Danach hat er sich mit Finja hingelegt, um Schlaf von der Mückennacht nach zu holen. Ich habe dann etwas geschrieben und Handarbeiten gemacht. Die 2 Nächte hier am See waren wirklich gut und haben auch den 2. Morgen ausgeschlafen. Beim Kaffee haben wir dann überlegt, wo wir hin wollen. Sebastian hatte gelesen, dass man Anfang Juli nach Norwegen rein darf. Eigentlich wollen wir ja auch in den Abisko Nationalpark, der oben an der Grenzstraße liegt. Aber 2 Wochen ist doch noch lang.

Also haben wir uns entschlossen, ein Stück südlich und dann westlich zu fahren, um zum Stora Sjöfallet Nationalpark zu kommen. Dort werden wir dann ein paar Tage entlang des See´s verbringen und wieder zurück nach Gällivare fahren und weiter zum Abisko Nationalpark. Erstmal haben wir dann noch eingekauft, getankt und Frischwasser aufgefüllt, damit wir für die nächsten Tage alles haben. Man weiß nie, wie es in so einsamen Berggegenden mit der Versorgung aussieht.

Stora Sjöfallet Nationalpark – 145 km lange Straße als Sackgasse

Auf dem Weg zum Stora Sjöfallet Nationalpark wurde es immer bergiger und mein grinsen konnte man irgendwann nicht mehr aus dem Gesicht wischen. An der Stichstraße sahen wir dann auch schon die weißen Gipfel einiger Berge. Diese Straße ist 145 km lang und man muss sie auch wieder zurück fahren. Sie führt an einem großen See lang, der in der Mitte etwa gestaut ist.

Der Eisbär im Sjöfallet Nationalpark

Zwischendurch haben wir angehalten, damit Basti Bilder machen konnte. Aber wir mussten uns auch beeilen, da das Naturum Laponia um 18 Uhr schließt und ich wollte noch Infomaterial besorgen. Ich bin dann ins Naturum gegangen und Basti ist mit Finja ein bisschen gelaufen und hat Bilder gemacht.

Das Naturum Laponia
Das Naturum Laponia

Wir würden gerne mehr in Naturschutzgebieten laufen. Allerdings sind in Lappland einige davon von Mai bis September für Hunde gesperrt, da die Rentierherden mit Nachwuchs sich dort aufhalten. Sehr schade, aber das ist dann so. Auf der Seite vom Naturum können wir mit Finja laufen, also sind wir die Straße weiter durch gefahren. Auf der anderen Seite vom See ist ein riesiger Nationalpark, Sarek Nationalpark, der die letzte Wildnis in Schweden beinhaltet. Dort gibt es nichts außer Natur und die Wildnisfläche ist an der breitesten Stelle 150km.

Bergpanorama am Sjöfallet Nationalpark

An 2 Stellen entlang der Straße kann man sich entweder mit einem Boot oder Helicopter übersetzen lassen und dort wandern. Oder man macht einen Rundflug mit dem Heli. Wenn man dann nach der Wanderung am Ufer zurück ist, ruft man den Bootsmann an und der holt einen wieder ab. Egal wie lange man unterwegs ist. Das Panorama ist einfach unglaublich und man würde am liebsten sofort übersetzen zum wandern. Allerdings ist dieser tatsächlich für Hunde verboten.

Panorama am Wanderparkplatz des Kungsleden
Panorama am Wanderparkplatz des Kungsleden

Wir haben dann einen Wanderparkplatz zum Übernachten gefunden. Hier standen schon 2 andere deutsche Wohnmobile und 2 Holländer. Der Blick auf den See und die Berge war super schön. Direkt neben dem Parkplatz kam ein Wasserfall aus den Bergen und an dem Wasserfall entlang gibt es den Wanderweg Kungsleden, der Königsweg, in die Berge rauf.

Wasserfall am Kungsleden

Der Wanderweg hat eine Gesamtlänge von 450 km und geht von unserem Standort bis hoch in den Norden Lapplands über Kiruna bis nach Abisko. Dort startet bzw. endet der Trail, je nachdem, von wo aus man den Weg beschreitet. In Tagesabständen gibt es Hütten für die Übernachtung, die zum Teil bewirtschaftet sind. Da wollten wir am nächsten Tag wandern gehen. Das wir in den Bergen sind, sieht man an der Außentemperatur. Gegen 22:20 Uhr hatten wir nur noch 8°C, also haben wir das erste Mal wieder die Heizung angemacht. Mal gut so. Als ich gegen 2:30 Uhr mal auf Toilette musste, hatten wir draußen keine 4°C mehr.

Nachdem wir gut geschlafen und ausgiebig Kaffee getrunken hatten, haben wir uns mittags auf die Wanderung begeben. Die Sonne war draußen und es war schön warm. Es ging die ganze Zeit am Wasserfall hoch und es war ordentlich Steigung drin. Mehrmals haben wir angehalten um zu verschnaufen und Bilder zu machen. Finja hat es super gemacht, bei schwierigen Stellen haben wir sie getragen. Irgendwann mussten wir dann doch zurück, da es für uns alle sonst zu anstrengend geworden wäre. Wir haben eine Trinkpause gemacht und in dieser Zeit hat Sebastian dann mal die Drohne fliegen lassen.

Den Rückweg hat Finja überwiegend im Tragerucksack verbracht. Sie hat gezeigt, dass sie nicht mehr konnte und der war auch richtig anstrengend. Dafür, dass sie zum 1. Mal darin verbracht hat, hat sie es richtig super gemacht. Ich bin mit ihr vor gelaufen, sodass sie immer einen Blick auf Basti hatte. Sie hat sich wohl hingesetzt und zwischendurch gedreht, was ich dann gemerkt habe, aber ansonsten war sie ruhig.

Finja im Rucksack

Den restlichen Tag haben wir dann nicht mehr viel gemacht und sind auch relativ früh ins Bett gegangen. Am nächsten Tag sind wir mittags weiter Richtung Ritsem gefahren, das Ende der Straße. Von hier aus gibt es Wandertrails, die nach Norwegen führen, aber 60km lang sind. Wir haben einen super Parkplatz gefunden mit einer atemberaubenden Aussicht auf den See und den Sarek Nationalpark mit seinen Bergen. Die Sonne schien und der noch vorhandene Schnee hat richtig geleuchtet. Diesen Ausblick muss man einfach genießen!! Am Spätnachmittag haben wir noch gearbeitet und später sind wir eine kleine Runde gelaufen.

Die Berge am Ende des Nationalparks
So einen Ausblick haben wir gern 😀

Nach dem Essen hat auf einmal ein deutscher Kombi neben unserem Auto angehalten und der junge Mann fragte, ob es hier irgendwo ein Restaurant gäbe. Als wir verneinten und er noch ein paar Fragen hatte, ist Basti ausgestiegen und hat sich super lange mit ihm unterhalten. Er war ein lustiger Kerl, alleine unterwegs und hat in 4 Tagen 3000km hinter sich gebracht. Hammer!! Da es ja nachts nicht mehr dunkel wird, merkt man ohne Uhr auch nicht, wie spät es ist. Und als die Mücken zu viel wurden, kam Sebastian in den Bus, da war es 0:30 Uhr. Der junge Mann wollte tatsächlich noch die 145 km zurück fahren. Hut ab!

Mehr Informationen zum Nationalpark Stora Sjöfallet findet hier auf der offiziellen Seite: https://www.nationalparksofsweden.se/de/nationalpark-wahlen/stora-sjofallet–stuor-muorkke-nationalpark/nationalpark-fakten/

Weitere Bilder findet ihr in der Fotogalerie Schweden.