Schweden Teil 9 – vom Naturreservat Hälleskogsbrännan bis Campingplatz Västanvikbadets

Naturreservat Hälleskogsbrännan

Durch das Problem mit meinem Ohr haben wir uns die Schäreninseln rund um Stockholm nicht angesehen. Schade, da hatten wir eigentlich einiges geplant. Aber wer weiß, ob wir nicht doch nochmal in diese Gegend kommen. Wir wollen ja Midsummer normalerweise in Norwegen sein und das junge Pärchen in Västeras erklärte, dass die Grenzen wohl nach und nach geöffnet werden. Mal sehen, bis dahin sind es noch gute 4 Wochen. Und wenn nicht, dann kommen wir ja vielleicht nochmal nach Stockholm, eine bezaubernde Stadt, und ihre Umgebung.

Naturreservat Hälleskogsbrännan – bedrückend und interessant zugleich

Als wir durch das Naturreservat Hälleskogsbrännan zum Parkplatz gefahren sind, war es schon sehr bedrückend zu sehen, wieviel Waldfläche nicht mehr vorhanden ist. Das Reservat ist 2014 zum größten Teil abgebrannt. In dem Sommer war es sehr warm und trocken und an dem Tag des Brandes auch sehr windig. Als bei einer Forstmaschine ein Funke schlug, ging es durch die Bedingungen sehr schnell mit dem Brand. Es hat ca. 12 Tage gebrannt und sie haben mit Hubschraubern auch von entfernteren Seen Wasser geholt, um das Feuer aus der Luft zu bekämpfen.

Naturreservat Hälleskogsbrännan
Naturreservat Hälleskogsbrännan

Das Militär, die Feuerwehr und sehr viele Freiwillige haben daran gearbeitet, dass Feuer einzudämmen. Von Donnerstag (Brandbeginn) bis Montagnacht ist eine Gesamtfläche von 5.000 Fußballfeldern abgebrannt. Da das Feuer sich an die Ortschaften angenähert hatte, mussten viele Menschen evakuiert werden, da es auch auf Gebäude übergriff und es nicht mehr „nur“ ein Waldbrand war. Es näherte sich der Stadt Norberg, einige Kilometer vom Naturreservat Hälleskogsbrännan entfernt. Am 12. Tag nach Brandbeginn fing es an zu regnen und es wurde gemeldet, dass das Feuer dadurch langsam unter Kontrolle kam. Die Feuerzone hatte insgesamt eine Fläche von 50 * 20 Kilometern erreicht.

Sonnenuntergang im Naturreservat Hälleskogsbrännan

Wenn man auf Schautafeln diese Geschichte liest und die dazugehörigen Bilder sieht, wird einem ganz anders. Einige wenige Bäume haben überlebt, aber sie sind natürlich angegriffen vom Feuer. Viele Bäume, die wegen dem Feuer tot sind, ragen grau in den Himmel und es wirkt richtig geisterhaft. Die meisten sind umgefallen und dienen als Nahrung für das neue Leben. Es wird auch davor gewarnt, dass man ganz besonders bei windigem Wetter aufpassen soll, da die toten Bäume keinen Halt mehr haben und umfallen können.

Umgefallener Baum im Naturreservat
Umgefallener Baum im Naturreservat

Manche Stammreste stehen schwarz verbrannt wie ein Mahnmal mitten drin. Direkt an dem Parkplatz gibt es die Schautafeln und einen kleinen Weg bis zu einem Aussichtsturm. Als wir da oben waren und über das Naturreservat Hälleskogsbrännan schauten, wurden wir ganz still. Es ist schon bedrückend, das alles von oben zu sehen. Auf der anderen Seite ist es interessant zu sehen, wie die Natur sich den Boden zurück holt. Außerhalb der Reservatsgrenze wurden neue Bäume gepflanzt, aber innerhalb wird die Natur sich selbst überlassen.

Verkohlte Baumstümpfe im Naturreservat Hälleskogsbrännan
Mahnmal im Naturreservat Hälleskogsbrännan

Der Brand ist nun 7 Jahre her und an manchen Stellen sind unglaublich viele Jungbäume, die bis zu 3m hoch sind. Die meisten davon sind Laubbäume und wenige Nadelbäume. Auf den Schautafeln bei einem kleinen Rundweg wird erläutert, wie der Wald sich entwickeln wird und in 100 Jahren aussehen kann. Auch Moos, Blumen und Gräser wachsen schnell nach. Leben kehrt zurück, man hört viele Vögel, Frösche und andere Tiere. Wir haben an diesem Ort 2 Nächte verbracht, aber man kann durchaus viel länger in dem Naturreservat Hälleskogsbrännan verbleiben. Es gibt verschiedene Aussichtspunkte, Wanderwege und Feuerstellen, sodass man einige Zeit hier verbringen kann.

Wanderweg im Naturreservat
Die Natur erholt sich rasant im Naturreservat Hälleskogsbrännan

Hüttenwerk Engelsberg und Mineralgruben Norberg

Nach 2 ruhigen Nächten haben wir uns auf den Weg gemacht und einen „Industrietag“ eingelegt. Die 1. Station war beim Hüttenwerk in Engelsberg. Das Hüttenwerk und die dazu gehörigen Gebäude sind Ende des 17. Jh entstanden und seit 1993 UNESCO Weltkulturerbe. Es gab in der umliegenden Region viele Erzgruben und das Hüttenwerk war im 18. und 19. Jh eine der modernsten Hüttenwerke Europas. Schweden war Marktführer von hochqualitativen „Schweden“stahl. 1919 wurde dann das Werk geschlossen, da es sich nicht mehr rentierte.

Hüttenwerk Engelsbruk
Hüttenwerk Engelsbruk

Bis 1970 verfiel es langsam und dann begannen die Restaurierungen. Vieles ist noch erhalten geblieben, selbst einige Maschinen laufen noch einwandfrei. Das Dorf rund ums Werk ist zum größten Teil bewohnt und man kann einige Wege nicht begehen, da sie privat sind. Auch die meisten Gebäude kann man nicht mehr besichtigen. Die anderen waren leider noch geschlossen. Fast alle Gebäude sind in dem typischen skandinavischen rot gestrichen.

Villa am Hüttenwerk Engelsbruk

Weitere Details zum Hüttenwerk Engelsbruk könnt ihr hier finden:

https://www.schwedenstube.de/blog/engelsberg-bruk/

In Norberg haben wir uns dann die Grubenminen angesehen. Hier gibt es die ältesten Gruben aus der Region und es wurde fast ausschließlich Erz abgebaut. Die stillgelegten Gruben sind teilweise bis zu 370m tief und mit Regenwasser gefüllt. Sie sehen wie kleine Seen aus. Die dazugehörigen Gebäude stehen zum Teil auch noch, aber dem Zerfall ausgeliefert.

370 Meter tiefe Mineralabbaugrube
370 Meter tiefe Mineralabbaugrube

Wir sind einen kleinen Rundweg gelaufen, der an den Gruben vorbei bis zur „blauen Grotte“ führt und dann durch einen kleinen Tunnel zur größeren Grube mit Gebäuden. Die „blaue Grotte“ kann man durch einen kleinen Tunnel besichtigen. Sie nennt sich so, weil in der gegenüberliegenden Wand das Wasser aus dem Berg in einen See läuft, der stahlblau schimmert. Übrigens konnten wir beides kostenfrei besichtigen, wie so vieles hier in Schweden.

Blaue Grotte
Blaue Grotte

Wir sind dann zu unserem Übernachtungsplatz gefahren, den wir uns in Falun ausgesucht hatten. Es war ein Parkplatz an einem Badeplatz, der auch gut besucht war. Da es noch früh war, wollte ich im Omnia Brot backen. Auf dem Parkplatz war ein Kommen und Gehen, auch zu Fuß waren viele auf dem Weg zur Badestelle. Gegen Abend kamen dann einige Jugendliche, die Party machten und schwimmen gingen. Irgendwann wurde es dann doch zu viel und zum 1. Mal machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Übernachtungsplatz, es war 21:30 Uhr.

Eine halbe Stunde später gelangten wir an einen See, der zwar auch eine Badestelle hatte, es sich aber in Grenzen hielt mit dem Lärm und Motorgeräuschen. Nachts gegen 1 Uhr kam eine kleine Gruppe auf Mopeds, die wohl auch noch schwimmen gegangen sind (Brrrrrr), aber wir haben trotzdem gut geschlafen.

Am nächsten Tag war dann aber gleich viel los. Bis wir weiter gefahren sind war der halbe Parkplatz voll und alle an der Badestelle. Das Wetter war auch sehr warm und das schon gegen 10 Uhr früh. Wir haben wohl noch einige Mückenstiche am Vortag abbekommen. Ich hab sogar einen auf dem Augenlid, was wirklich sehr unangenehm ist. Es ist geschwollen und gerötet und man kann nichts machen. Selbst Salbe wäre blöd, da es super warm ist und wenn der Schweiß ins Auge treibt, mit Salbe nicht so gut. Also muss ich da jetzt durch……

Campingplatz Västanvikbadets in Leksand

Ich muss dringend waschen. Also haben wir uns einen Campingplatz in der Nähe unseres nächsten Punktes ausgesucht. Es ist ziemlich warm und selbst Finja ist total erschlagen von dem Wetter. Da der Platz an einem riesigen See, der Siljan, liegt, hoffen wir, dass es dort nicht ganz so heiß ist. Vorher noch schnell in Falun Großeinkauf tätigen und dann sind wir los gefahren. Wir kommen langsam in den Norden, das merken wir an der Umgebung.

Es wird hügeliger, nicht mehr so flach und seit 2-3 Wochen wird es nachts auch nicht mehr richtig dunkel. Die Sterne braucht man nicht zu suchen. Wenn man nachts gegen 1 Uhr wach wird und raus schaut, könnte man ohne zusätzliches Licht wie Taschenlampe laufen gehen. Tja, und gegen 2:30 Uhr geht schon wieder die Sonne auf. Noch 2 Wochen und es ist Mittsommernacht!!

Da die meisten Campingplätze nur eine Waschmaschine haben, war unsere persönliche Bedingung, nur zu bleiben, wenn diese auch frei ist. Und wir hatten Glück, sowohl mit der Waschmaschine als auch mit dem Wetter. Der Stellplatz, den wir ergatterten, lag direkt am Wasser. Die Sonne brannte zwar vom Himmel, aber am Wasser ging immer ein leichter Wind, sodass es nicht zu heiß wurde. Die Waschmaschine war auch super, es war eine kleine Industriemaschine, die selbst für 60°C Wäsche nur 1h brauchte. Also gewaschen und die Wäsche in der Sonne aufgehangen, da war sie auch schon fast wieder trocken.

Campingplatz Västanvikbadets
Campingplatz Västanvikbadets

Der Platz gefiel uns gut und ich hatte am nächsten Tag noch eine Maschine zu waschen, also blieben wir 2 Nächte. Draußen sitzen und arbeiten war auch mal toll. Am 2. Tag haben wir den Bus mal von innen geputzt. Hätten wir uns sparen können…. Rund um den See stehen Nadelbäume, die gerade ihre Zapfen bekommen und dadurch noch viel Blütenstaub tragen. Tja, und dann kam ein ordentlicher Wind über den See und alles war nur noch gelb.

Blütenstaubwolke über dem Wald
Blütenstaubwolke über dem Wald

Das ist Camping…… Basti war am Vortag noch im Wasser, sagte aber später, dass es eiskalt ist und selbst er Überwindung brauchte, ganz einzutauchen. Die Einheimischen sind da unempfindlicher. Ich bin dann nicht rein, das ist mir dann doch zu kalt…….. Nach 2 Tagen sind wir dann wieder weiter gefahren.

Weitere Bilder findet ihr in der Fotogalerie Schweden.